38. Radetappenfahrt im Zeichen der Partnerschaft zwischen Naurod und Fondettes
Tradition und deutsch-französische Freundschaft kennzeichnen die diesjährige Radetappenfahrt des Radfahrvereins Wanderlust Naurod (RVW) vom 02.06. bis 12.06.: Bereits zum 38. Mal trafen sich die Rennradfahrer zu einer mehrtägigen gemeinsamen Rundfahrt und zum 11. Mal waren die Radfahrer der Nauroder Partnerstadt Fondettes mit von der Partie. Diesmal folgten die Nauroder einer Einladung der französischen Freunde in die Bretagne. 36 Sportlerinnen und Sportler waren sechs Tage quer durch die Bretagne unterwegs, den siebten Tag krönte der Besuch des Mont Saint-Michel in der angrenzenden Normandie.
Entgegen aller Vorwarnungen bezüglich des bretonischen Wetters lachte die Sonne von einem strahlend blauen Himmel, als sich die beiden Gruppen in Quiberon im Süden der Bretagne trafen – lediglich der heftige Wind verhinderte einen längeren Aufenthalt an der als stürmisch bekannten Côte Sauvage im Westen der Halbinsel. Als Willkommens-Überraschung hatten die Franzosen ein junges bretonisches Musiker-Duo eingeladen, das mit den traditionellen Instrumenten Dudelsack und Bombarde auf die nächsten Tage einstimmte.
Für den ersten Radtag war lockeres Einrollen mit touristischen Höhepunkten vorgesehen. So beeindruckten u.a. die „Alignements de Carnac“, uralte Menhire, die in dieser Anordnung und mit heute noch über 2.800 Steinen als größte Anlage der Welt gelten.
Richtig ernst wurde es am nächsten Tag mit dem eigentlichen Start in die Etappenfahrt. Der Zielort Concarneau führte die Gruppe weiter nach Westen, immer an der Küste entlang. Am späten Nachmittag schlug das Wetter um – wurde „bretonischer“ – bis es schließlich wie aus Eimern schüttete und der Gegenwind dafür sorgte, dass wirklich jeder, der zu diesem Zeitpunkt noch auf dem Rad saß, von oben bis unten durchnässt war. Aber in der Bretagne – das lernten die Gäste aus Deutschland – kann man mit solchen Wetterlagen umgehen, und am nächsten Morgen waren selbst die Radschuhe wieder trocken.
Weiter ging es nun Richtung Norden über die Montagne Noires und quer durch den Parc Naturel d’Armorique, der sich bereits im Finistère, dem westlichsten Departement Kontinentalfrankreichs, befindet, bis zur nächsten Station nach Huelgoat und am nächsten Tag weiter bis an die nördliche Küste, nach Perros Guirec. Spätestens auf diesen Etappen wurde klar, woher die vielen Höhenmeter kamen, die sich im Roadbook der Tourteilnehmer fanden: Mehr als 1.000 Höhenmeter pro Tag hatten die Wenigsten von der Bretagne erwartet. Herausragende Landschaftseindrücke und spektakuläre Weitblicke entschädigten aber für die Mühen. Auch die Städtefans kamen auf ihre Kosten, z.B. in Morlaix, 6 km im Landesinneren gelegen, durch den gleichnamigen Fluss aber bereits mit dem Meer und damit auch den Gezeiten verbunden.
Die nächsten zwei Tage führte die Tour mehr oder weniger direkt die beeindruckende Küstenlinie entlang nach Osten. Orte wie Paimpol, St-Malo und Cancale mussten unbedingt mitgenommen werden, schon wegen der Austern führte kein Weg an dem einen oder anderen Abstecher vorbei. Weitere Sehnsuchtsorte mit klingenden Namen wie Côte des Bruyères, Côte de Granit Rose sowie Côte d’Emeraude wurden passiert – ein Blick im Vorbeifahren musste zumeist genügen, aber dass die Region einen Urlaub wert ist, erschloss sich auch dem eiligen Radler, sofern er den Blick vom Hinterrad des Vordermannes einmal lösen und in die Gegend schauen konnte.
Am Tag 6 schließlich war das Ziel, der Mont Saint-Michel, erreicht. Ca. 600 km und mehr als 6.000 Höhenmeter hatten die Radfahrer bis hierher in den Beinen. Da kam der siebte Tag als reiner Sightseeing-Tag gerade Recht. Bei inzwischen wieder heißen Temperaturen und Sonne satt standen die Besichtigung des berühmten Felsens in der Baie du Mont Saint-Michel sowie eine ausgedehnte Wattwanderung auf dem Programm. Die alte Klosteranlage begeisterte Franzosen und Deutsche gleichermaßen, nicht minder jedoch die geführte 3,5 stündige Wanderung über das Watt rund um die alten Mauern herum. Der äußerst kundige und begeisternde Guide erzählte nicht nur von Geschichte und Geschichten rund um die Insel, sondern erläuterte ausführlich die ökologischen Auswirkungen, die die inzwischen abgerissene Landverbindung zum Mont Saint-Michel hatte und wie man versucht, diesen entgegenzuwirken. Es wurde überdeutlich, dass sich die einmal aus dem Gleichgewicht gebrachte Natur nur schwer wieder in von Menschen erdachten Bahnen erholen kann.
Dann wurde es ernst, mal wieder stand ein Abschied an: Nach dem – wie immer äußerst leckeren – Abendessen wurde gegenseitiger Dank ausgesprochen und man versicherte sich herzlichst der gegenseitigen Freundschaft. Es ist in der Tat so, dass über die Jahre hinweg nicht nur die Sprachbarrieren deutlich abgebaut werden konnten, sondern dass auch die persönlichen Beziehungen weit über das Radfahren hinaus reichen und in persönlichen Kontakten intensiv gepflegt werden. Schließlich folgte einer Einladung der Nauroder für das Jahr 2019 bereits die Gegeneinladung der Franzosen für das Jahr 2021 – diese Partnerschaft hat Zukunft, ganz ohne Zweifel!
Dr. Martina Schaad